Das Handwerk nahm im ausgehenden Mittelalter einen gewaltigen Aufschwung. Es entstanden Städte und Märkte, die bald zu wirtschaftlichen Mittelpunkten wurden und zu einer Arbeitsteilung und damit zu einer Spezialisierung der Handwerke führten. Hatten beispielsweise die bäuerlichen Familien ihr Brot selbst gebacken, so war man jetzt in den Städten auf den berufsmäßigen Bäcker angewiesen, der die Bevölkerung mit Brot belieferte.
Die Handwerker derselben Sparte schlossen sich zu „Zünften“ zusammen. Diese Vereinigungen regelten die Rechte und Pflichten der Arbeitgeber wie Arbeitnehmer bis ins Detail: Arbeitszeit, Ausbildung, Preise usw. Handwerker, die nicht in den Zünften organisiert waren, wurden bekämpft und als „Störer“ oder „Pfuscher“ bezeichnet. Von daher leitet sich die Redewendung „ins Handwerk pfuschen“ (unerwünschte Einmischung) ab. Der große Einfluß der Zünfte wurde im Lauf des 19. Jahrhunderts durch die staatliche Gewerbepolitik immer mehr zurückgedrängt.
1868 wurde schließlich die allgemeine Gewerbefreiheit eingeführt und damit das veraltete Zunftsystem endgültig beseitigt. Übergeordnete Organisationen sind seit 1900 die Innungen und Handwerkskammern. Die Mechanisierung und industrielle Entwicklung verdrängten viele alte Handwerksberufe, die schließlich auf das Reparatur- und Handelsgeschäft ausweichen mußten. Als Beispiele seien hier die Schuhmacher genannt, die sich auf das Reparieren von Schuhen beschränken mußten, und die Schmiede, die sich zum Teil auf den Landmaschinenhandel verlegten.
Rötz war bekannt für seine Vielfalt an Handwerkern: eine Aufstellung von 1808 nennt 138 Handwerker in 39 verschiedenen Berufen. Ein Gruppenfoto der Freiwilligen Feuerwehr Rötz von 1891 zeigt beispielsweise 29 Herren, von denen 20 als Handwerker in 19 verschiedenen Berufen wie Brauer, Bäcker, Weißgerber, Konditor, Kammmacher, Schneider, Schuhmacher, Schreiner, Wagner, Färber, Lebzelter, Messerschmied, Zimmermann, Sattler, Uhrmacher, Kaminkehrer, Gerber, Straßenwärter und Schäffler, tätig waren.